28.05. - 03.06.2019: Jedburgh - Kelso - Anstruther - St Andrews - Harthill - London

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28.05.2019: Stephen - Hawick, wolkig, abends Regen, 13°C

Gegen 13 Uhr verabschieden wir uns von Stephen und Rachel. Jetzt bleibt uns noch eine Woche, bis wir unser Mietwohnmobil wieder in Harthill bei McRent abgeben müssen. Unser Kühlschrank ist nach all den Feierlichkeiten leer und so steuern wir den nächsten großen Tesco Supermarkt an. Hier gibt es erneut einen sehr guten WiFi Empfang - ideal, um mal wieder eine Let's Dance Folge zu gucken. Über Nacht dürfen wir hier aber nicht stehen und so verlassen wir den Parkplatz um 20.15 Uhr, fahren eine Stunde weiter bis Hawick, wo wir einen sehr schönen Stellplatz für die Nacht beim hiesigen Sportplatz finden.

29.05.2019: Hawick - Jedburgh - Kelso - Edinburgh, wolkig, abends Regen, 13°C

Leider ist das Wetter seit der Hochzeit schlecht. Dunkle Wolken bedecken den Himmel und heftige Regenschauer plattern von Zeit zu Zeit auf uns nieder. Na ja, so richtig beschweren können wir uns darüber nicht. Das ist halt das typische Wetter in Schottland. Wir hatten die ersten drei Wochen einfach nur ein Sauglück mit den vielen Sonnenstunden, die wir hier im hohen Norden genießen durften.

Auf dem Sightseeing-Plan steht heute als erstes die Jedburgh Abbey. Sie wurde 1138 von King David I gebaut. Heute steht hier aber nur noch eine imposante Ruine. In Jedburgh gibt es aber auch noch weitere Attraktionen. Mary Queen of Scots soll hier 1566 mal in einem Bürgerhaus übernachtet haben. Dieses ist heute ein kostenloses Museum, in dem man die dramatische Geschichte dieser Schottischen Königin bis zu ihrer Hinrichtung verfolgen kann.

Der Ort ist typisch Britisch mit vielen kleinen Läden, darunter eine tolle Metzgerei, die uns schon wegen ihrer frischen und lecker aussehenden Ware im Schaufenster magisch anzieht. Helen liebt Englische Sausage Rolls und diese Metzgerei hat 2016/17 eine Meisterschaft in dieser Kategorie gewonnen. Obendrein haben wir Hunger und so bleibt uns einfach nichts anderes übrig ... da müssen wir rein. Große Sausage Rolls kosten gerade mal 1,40 Pfund und natürlich kaufen wir gleich zwei davon.

Kaum haben wir den Laden verlassen, reißen wir die Tüte auf und nehmen einen großen Bissen. Gottogott, sind die lecker! Wir gucken uns über die Tüte hinweg an und gehen gleich noch einmal in den Laden. Leider hat er nur noch eine weitere! Schade! Aber natürlich kaufen wir die auch noch. Wer behauptet, dass Englisches Essen nicht sonderlich gut schmeckt, liegt voll daneben!

Mit vollem Magen laufen wir zum Jedburgh Castle hoch. Es war lange Zeit auch ein Gefängnis und ist heute ein kostenloses Museum. Allerdings bleiben uns nur ganze 15 Minuten für die Besichtigung, denn um 16.30 Uhr schließen die Tore und in den sehr kargen Gefängniszellen wollen wir nun wirklich keine Nacht verbringen.

Die Kelso Abbey liegt nur wenige Meilen von Jedburgh entfernt. Die imposante Kirche wurde im 12. Jahrhundert gebaut, ist heute aber ebenfalls nur noch eine Ruine.

Heftiger Regen macht es nicht einfach für Helen die nächsten 65 Meilen bis nach Edinburgh zu fahren. Westlich von der Stadt stellen wir uns für die Nacht auf den Parkplatz vom Cramond Inn - der Pub liegt direkt an der Firth of Forth See.

30.05.2019: Westlich von Edinburgh, Regen, 15°C

Heute ist das Wetter mehr als beschissen - es regnet und regnet über den gesamten Süden von Schottland. Da es sich nicht lohnt irgendwo Sightseeing zu machen stellen wir uns auf den Tesco Parkplatz in South Queensferry und sortieren schon mal ein paar Dinge aus, denn jetzt bleiben uns nur noch 3 Tage, bis wir Big Bertha wieder abgeben müssen.

31.05.2019: Westlich von Edinburgh - Anstruther, Regen, 14°C

Es regnet immer noch, aber noch mal einen Tag das Wetter aussitzen? ... nee, darauf haben wir keinen Bock! Wir fahren über die Forth Road Bridge auf die andere Seite der Firth of Forth See und weiter bis Anstruther. Von hier aus soll man eine tolle Puffin-Bootstour zur Isle of May machen können - für ganze 28 Pfund pro Person. Ich hatte das im Internet recherchiert, aber nichts gebucht, denn wir wussten ja nicht genau, wann wir wo sein werden und ob das Wetter überhaupt gut genug dafür ist. Aber so zum Abschluss noch mal die Puffins zu sehen, wäre schon toll - zumal sie jetzt ihre Jungen mit reichlich Fischen im Schnabel füttern sollten.

Anstruther ist ein richtig netter Ort an der See mit einem kleinen Hafen. Es ist gar nicht so einfach mit Big Bertha durch die engen Straßen im Ort zu fahren und einen geeigneten Parkplatz zu finden. Helen stellt sich kackfrech auf den Parkplatz am Hafen (für Womos nicht zugelassen!) und bleibt im Fahrzeug sitzen, während ich schnell zum Tourveranstalter laufe, um mich nach den Touren zur Isle of May zu erkundigen.

Aufgrund des schlechten Wetters fielen heute alle Touren aus, aber für morgen und die nächsten Tage ist kein Regen angesagt. Leider sind aber alle Touren für die nächsten 6 Wochen ausgebucht - kein Wunder bei dem günstigen Preis! Aber vielleicht kommt ja jemand nicht, ich lasse uns also vorsichtshalber für morgen auf die Warteliste setzen. Man weiß ja nie! Die nette Dame gibt mir auch noch den Tipp, dass wir beim großen Co-op Parkplatz ohne Probleme stehen können - auch für die Nacht. Von dort aus können wir auch alles locker zu Fuß hier im Ort erreichen. Prima!

Am späten Nachmittag hört es endlich auf zu regnen und wir machen einen Spaziergang durch Anstruther. Es herrscht totale Ebbe und die Boote im Hafen liegen auf dem Sand - null Wasser unterm Kiel. Kaum sind wir wieder bei Big Bertha fängt es wieder an zu regnen.

01.06.2019: Anstruther - St Andrews - Anstruther, wechselnd, 17°C

Wir stehen früh auf, packen einen Rucksack mit wasserfesten Klamotten, Getränk und Snacks und laufen anschließend zum Hafen runter. Die Bootstour soll heute um 11.15 Uhr starten - das wechselt täglich, je nachdem wann die Flut rein kommt und genügend Wasser im Hafen zum Auslaufen ist.

45 Minuten lang warten wir in der Hoffnung, dass jemand heute nicht zur Bootstour kommt und wir die Tickets bekommen. 10 Minuten vor der Abfahrt liegen noch zwei unabgeholte Tickets auf dem Tisch - eines für drei Leute, das andere für eine große Gruppe mit neun Personen. Außer uns wartet noch eine weitere Frau. Ihr Mann und Sohn sind schon an Board. Sie kommt aus Anstruther und leidet häufig unter Seekrankheit und hatte sich deswegen nicht für die Tour angemeldet. Aber die See ist heute sehr ruhig und nun will sie doch mit.

Kurze Zeit später sind aber alle Tickets weg - schade! Na ja, zum Glück haben wir die Papageientaucher ja schon gesehen und uns nicht auf diese Tour am Ende unserer Schottland-Reise verlassen. Die Frau darf dann aber doch mit, man kennt sich halt hier im Ort und da wird dann mal ein Auge zugedrückt. Hätten sie uns nicht auch noch mitnehmen können?

Wir fahren stattdessen weiter bis St Andrews, wo ja einmal im Jahr das berühmte Golfturnier stattfindet. Es gilt als eines der schwierigsten Golfturniere der Welt und ist mindestens so berühmt und berüchtigt, wie das Masters in Augasta, USA. Der Golfkurs liegt direkt neben dem Sandstrand in St Andrews und wir können dort kostenlos auf dem riesigen Parkplatz mit Big Bertha parken - nur über Nacht darf man hier leider nicht stehen.

Helen hat ja früher mal ein wenig Golf gespielt und man hätte sich hier eine Ausrüstung leihen können, um ein 9er-Loch zu spielen, aber das Wetter ist inzwischen richtig sonnig geworden und wir wollen uns in aller Ruhe den Ort anschauen, denn St Andrews hat erstaunlich viel zu bieten.

Das St Andrews Schloss wurde nach 150 Jahren Bauzeit 1318 fertig gestellt. Die Ruine der Kathedrale stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurde 1160 fertig gestellt und war damals die größte Kathedrale in Schottland. Leider zerstörte man das meiste während der Reformation im 16. Jahrhundert und viele der Steine wurden für den Häuserbau in St Andrews verwendet. 1410 wurde außerdem die erste Universität Schottlands in St Andrews gegründet. Ein toller Ort, der Spaß macht, auch wenn es vor Touristen hier nur so wimmelt.

Wir verbringen 2,5 Stunden in St Andrews und fahren dann zurück nach Anstruther, um nachts noch einmal auf dem kostenlosen Parkplatz zu übernachten. Abends findet das Champions League Finale zwischen Liverpool und Tottenham Hotspurs statt. In Anstruther gibt es ein paar Pubs, die das Spiel live auf großen Bildschirmen zeigen. Wenn gleich zwei Englische Mannschaften im Finale stehen, dann müssen wir das natürlich auch unter Leuten gucken. Der erste Pub ist schon Oberkante-Unterlippe gefüllt, sehr laut und es sind nur noch Stehplätze vorhanden. Um die Ecke finden wir dann aber einen etwas ruhigeren und sitzen gemütlich auf zwei gepolsterten Stühlen in der ersten Reihe vor dem Bildschirm. Ich bestelle ein Bier, Helen einen Saft und wir freuen uns aufs Finale.

Es geht gleich mit einem Elfmeter für Liverpool in der 2ten Minute los, aber dann passiert 88 Minuten lang fast gar nichts mehr ... super langweilig! Das finden auch die vielen Männer um uns herum und sie gießen sich einen hinter die Binde, werden immer lauter, so dass wir den Fernsehton gar nicht mehr verstehen können, jemand furzt in einer Tour, es stinkt nach Männerschweiß ... warum haben wir uns das Spiel nicht in aller Ruhe im Womo über WiFi angeguckt?

Anschließend klingeln uns von dem Lärm regelrecht die Ohren. Die Nacht bleibt aber zum Glück ruhig - niemand pisst unsere geliebte Big Bertha an oder grölt neben uns.

02.06.2019: Anstruther - Harthill, wechselnd, 18°C

Wir nutzen den Vormittag auf dem Parkplatz und packen unsere Sachen und machen sauber. Ein paar Lebensmittel müssen noch aufgebraucht werden und so gibt es einen leckeren Blaubeer-Pfannkuchen zum Mittag. Gegen 17.30 Uhr verlassen wir Anstruther und fahren zurück zum Tesco in South Queensferry, um noch einmal in aller Ruhe Let's Dance zu gucken.

Gegen 22 Uhr brechen wir erneut auf, um die letzten Kilometer nach Harthill zu fahren. Auf einer Tanke leere ich zum letzten Mal unsere Toilette und wir stellen uns für die Nacht in eine Parkbucht unweit von McRent. Jetzt muss noch der Abwasch und die letzten Aufräumarbeiten gemacht werden - ehe wir uns versehen ist es 1 Uhr morgens, bis wir ins Bett kommen.

03.06.2019: Harthill - London, wechselnd, 15°C

Kurz nach 9 Uhr geben wir Big Bertha bei McRent ab. Bis auf den Schaden am Außenspiegel ist alles gut gegangen und wir haben die dicke Dame inzwischen sehr lieb gewonnen. Die junge Mitarbeiterin, die noch einmal alles überprüft ist wegen des Spiegelschadens ganz entspannt, das kommt scheinbar häufiger vor. Im Büro erfahren wir dann, dass wir dafür ganze 50 Pfund bezahlen müssen, was wir natürlich von unserer Versicherung wieder bekommen, die uns aber über 300 Pfund gekostet hat.

Um 10 Uhr sind wir mit allen Formalitäten durch und laufen mit unserem Gepäck zu Fuß zur nächsten Busstation an der Autobahn. Zeitgleich mit uns hat ein Deutsches Paar ebenfalls ihr Fahrzeug bei McRent abgegeben und wir unterhalten uns auf dem Fußmarsch angeregt.

Unser Bus kommt wenige Minuten später und für ganze 12,60 Pfund bringt er uns direkt zum Flughafen - perfekt! Von hier aus nehmen wir den Flieger nach London und bleiben die Nacht über in einem B&B nahe Heathrow.

04.06.2019: London - Vancouver, wolkig, Regen, 10°C

Am nächsten Morgen trennen sich dann unsere Wege für die nächsten vier Monate. Ich muss Geld verdienen und Helen möchte den restlichen Sommer über erneut in England und Wales wandern gehen. Mein Flieger nach Kanada verlässt London pünktlich um 13 Uhr. Helen nimmt den Bus nach Reading, von wo aus ihre erste Wanderung beginnt.

Fazit:

Die letzten 6 Wochen waren richtig toll! Es hat alles so geklappt, wie wir es uns gewünscht haben - vor allem hat das Wetter super mitgespielt. Schottland im Mai ist absolut empfehlenswert, denn ab Juni kommen Stechfliegen (Midges), die eine echte Plage sind und zu Tausenden um den Kopf herum schwirren. Da kannst du das Fotografieren und Genießen der vielen Attraktionen hier total vergessen. Im Mai sind diese Midges noch nicht da und obwohl es hier und da noch richtig kalt sein kann, ist es die beste Jahreszeit für Schottland. Die Kirschblüten sind da, der Ginster blüht, die Vögel sind in der Brutzeit, Sonnenauf- und -untergänge sind nicht zu früh und zu spät, perfektes Fotolicht überall ... einfach nur genial und absolut eine Reise wert!

Mit dem Wohnmobil findet man immer einen sehr schön ruhigen und kostenlosen Stellplatz, Einkaufen ist erstaunlich günstig hier, die Dieselpreise waren bei einem Verbrauch von unter 10 Litern pro 100km in Big Bertha auch okay ... alles in allem ein recht günstiger Urlaub, wenn man mal von der Wohnmobilmiete (etwa 90 Pfund pro Tag) absieht. Ein Mietwagen mit Unterkunft hätte uns aber noch einiges mehr gekostet und obendrein hätten wir dann auch noch viel in Restaurants essen gehen müssen - unter 20 Pfund pro Person bekommst du hier selten was gutes zu essen. Aber mit dem eigenen Womo ist eine Reise durch Schottland wirklich nicht teuer. Wir werden sicherlich irgendwann einmal zurückkommen.

Schottland ist vielseitig und einfach zu bereisen. Klar sind die Straßen ab und zu mal sehr eng, aber bis auf den einen Scheißer, der uns den Spiegel angefahren hat, sind die Leute hier überwiegend rücksichtsvoll und das Fahren ist relativ stressfrei - okay, den Linksverkehr und die vielen Verkehrsinseln muss man natürlich auch beherrschen, aber das kennt Helen ja zum Glück aus dem FF.

Für mich war es ja das erste Mal in Schottland und ich bin begeistert. Nord- und Südamerika sind landschaftlich natürlich aus super, aber in Schottland kommt eben noch eine 1000 Jahre alte Kultur hinzu, die man selten in anderen Teilen der Welt so bestaunen kann. Die vielen Schlösser und Schlossruinen geben dieser Landschaft etwas mystisches - selbst unter einem mit Wolken behangenen Himmel oder bei Nebel ist das hier noch sehenswert.

Wie immer hoffen wir, dass unsere Berichte und Fotos eine Inspiration für andere sind. Mit den Videos wird es leider noch eine Weile dauern, denn mir blieb in Kanada nicht allzu viel Zeit, um diese zusammenzuschneiden.