02. - 03.05.2019: Oban - Isle of Mull - Staffa Island (Fingal's Cave) - Lunga Island (Puffins) - Iona Island

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02.05.2019: Bootstour: Oban - Isle of Mull (Tobermory) - Staffa Island (Fingal's Cave) - Lunga Island (Puffins), wolkig am Morgen, dann sonnig, 15°C

Brutal klingelt unser Wecker um 5.40 Uhr. Helen schmeißt eine Tasse Tee an, schmiert unsere Brötchen, ich packe den Tagesrucksack und pünktlich verlassen wir unser kuschelig warmes Zuhause. Es ist kalt und wolkig, aber der Wetterbericht sagt Sonne für heute voraus. Um 6.35 Uhr sind wir im Reisebüro von West Coast Tours und kaufen unsere Tickets für die Wildlife Tour - 73 Pfund pro Person. Happig, aber der junge Mann im Büro bestätigt uns, dass die Puffins auf Lunga sind und wir ganz nah an sie heran können.

Um 7.30 Uhr nehmen wir die große Fähre nach Craignure auf der Isle of Mull - die Fahrt dauert 50 Minuten. Von dort soll uns der West Coast Bus zum Hafen von Fionnphort bringen, aber der Busfahrer sagt, dass er nur die Teilnehmer der Early Bird Tour mitnimmt, wir müssen auf einen anderen Bus. Der fährt aber nach Tobermory und der Busfahrer weiß von nichts. Er ruft irgendwo an und teilt uns dann mit, dass es eine Änderung im Tagesplan gibt. Wir fahren mit ihm nach Tobermory und steigen dann dort auf ein Staffa Boot.

Uns macht das nichts aus, denn Helen wollte sowieso unbedingt Tobermory sehen - wenn das jetzt Teil unserer Tour ist ... prima! ... wir sparen 40 Pfund für eine extra Tour dahin. Helen hatte sich heute morgen im Fährterminal darüber erkundigt. Fähre und Bus hätten uns pro Person 19,40 Pfund pro Person gekostet.

Die Fahrt nach Tobermory dauert etwa 45 Minuten und wir sehen die Nordseite von der Mull Insel, die wir auf der regulären Tour nicht gesehen hätten. Tobermory ist ein sehr schönes, kleines Dorf mit bunten Häusern und einem kleinen Fischerhafen. Wir haben vor dem Besteigen des Bootes 10 Minuten Zeit und können ein paar Bilder vom Ort machen.

Die Staffa Boote sind kleine Katamarane mit einem sehr starken Motor. Normalerweise passen 120 Personen drauf, wir sind heute morgen aber nur etwa 40. Unser erstes Tagesziel ist die Isle of Staffa und die Fahrt dahin dauert etwas über eine Stunde. Leider sehen wir keine Zwergwale - zwei davon haben sie auf der gestrigen Tour in einer Bucht beim Fressen sehen können, aber heute sind sie nicht mehr da. Schade!

Das Wetter wird auf der Fahrt immer besser - die Sonne kommt so nach und nach raus. Wir fahren an einem alten Schloss und mehreren Leuchttürmern vorbei und Helen freut sich, dass wir von weitem auch den Leuchtturm von Ardnamurchan sehen können, denn es ist der westlichste Punkt des Britischen Festlandes. Den wollte Helen schon immer mal sehen.

Staffa Island ist eine alte Vulkaninsel. Vor 60 Millionen Jahren haben sich hier die Lavasäulen gebildet. Die Fingal's Cave ist zusammen mit dem Giants Causeway in Nordirland einzigartig, denn beide bestehen aus diesen Basaltsäulen und waren in der Urzeit mal miteinander verbunden.

Wir haben eine Stunde Zeit, um uns alles auf Staffa anzugucken. Die Insel ist unbewohnt, aber es gibt eine kleine Papageitaucher-Kolonie hier. Wir sehen sie im Wasser schwimmen, aber keiner dieser kleinen und sehr putzigen Vögel ist an Land.

Der Kapitän nimmt uns wieder auf und fährt noch einmal ein kleines Stück in die Fingal's Cave. Die See ist heute morgen fast spiegelglatt - ideale Wetterkonditionen für diese tolle Bootstour.

Dann rasen wir mit voll aufgedrehten Motoren zur Lunga Insel. Sie ist ebenfalls unbewohnt und ein echtes Naturparadies. In den schroffen Klippen und Felsen nisten Tausende von Vögeln - darunter Puffins (Papageitaucher), Krähenscharben (eine Kormoranart), Tordalken (verwandt mit dem Papageitaucher), Trottellummen und Raubmöwen. Wir haben zwei Stunden Zeit hier. Nach nur wenigen Metern kommen wir schon zu den Puffin-Nestern auf der ersten Klippe.

Ein Goldadler ist gerade vorbei gekreist und die Puffins sind in ihren Nestern in Deckung gegangen. An Menschen sind sie scheinbar gewöhnt, denn kaum ist der Adler weg kommen sie nach und nach wieder an die Oberfläche. Sie sind so was von süß! Keine 25cm groß mit einem wunderschönen Schnabel, eigenartigen Augen, roten Füßen ... sie erinnern uns in ihrer lustigen Art an die Pinguine in der Antarktis. Man könnte ihnen stundenlang zugucken! Sie küssen sich, reißen das Gras mit ihren Schnäbeln für den Nestbau raus, flattern in der Luft und lassen sich bei der Landung einfach fallen ... plumps! Dann stolzieren sie mit ihrem kurzen Paddelfüßen auf das Loch im Boden zu. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eines dieser Nestlöcher stolpern, denn man kann ganz dicht an sie ran.

Wir beide haben noch nie Puffins in unserem Leben gesehen und sind total begeistert, dass wir sie jetzt aus unmittelbarer Nähe beobachten können. Unser Tourguide vom Boot hat uns darauf hingewiesen, an den Klippen bis zum Harp Rock zu laufen. Es sind nur etwa 10 Minuten Fußmarsch bis dahin. Schon auf dem Weg sehen wir die Krähenscharben unter den Steinen nisten und die Tordalken (Razorbills - verwandte der Puffins) sind voll in der Paarung.

Tausenden von Trottellummen (Common Guillemots) sitzen auf dem Harp Rock ... man versteht kaum sein eigenes Wort ... was für ein Geschnatter! Auf jedem Meter befinden sich Vögel - Helen macht mit der kleinen Unterwasserkamera Videos, ich mit meiner Fotos und Videos - die Kamerachips glühen. Es ist allerdings wahnsinnig schwierig die Puffins bei der Landung zu erwischen. Breitbeinig und mit ausgebreiteten Flügeln kommen sie angeflattert und lassen sich auf dem letzten Meter einfach aus der Luft fallen - eine harte Bruchlandung! Sie sind wahnsinnig schnell im Flug und ehe unsere Kameras fokussieren, ist die Bruchlandung schon passiert.

Die zwei Stunden auf Lunga vergehen wir im Flug und Helen und ich schaffen es gerade noch um 15 Uhr wieder beim Boot zu sein - ich bin die Letzte! Alleine für die Puffins hat sich die Tour heute schon gelohnt. Nun sollte es eigentlich weiter zur Iona Insel gehen, aber das Boot dreht gen Norden ab.

Helen holt sich einen Kaffee und wundert sich über die Fahrtrichtung. Einer der Staffa-Mitarbeiter geht rum und erzählt uns, dass wir den Bus spätestens um 18 Uhr nehmen müssen, um die letzte Fähre noch zu bekommen. Laut Plan hätten wir eigentlich den Bus um 17.30 Uhr nehmen sollen und ich denke noch "Super, dann haben wir ja noch eine halbe Stunde mehr auf Iona!".

An Bord haben wir Ulrike (geboren in Deutschland, lebt aber seit über 35 Jahren in England) und ihren Mann John getroffen. Ulrike erzählt uns, dass unser Boot gar nicht nach Iona geht, sondern zurück nach Tobermory. Aha! Das hat uns der Staffa Mann gar nicht erzählt. Ulrike hat es auch erst erfahren, nachdem sie zweimal nachgefragt hat.

Helen spricht noch einmal den Staffa Mitarbeiter an und fragt nach dem Grund. Angeblich ist eines der Staffa Boote kaputt und deswegen gibt es diese Änderung im Plan. Davon hat uns heute morgen im West Coast Tourbüro aber keiner was erzählt. Uli, John und wir beide sind scheinbar die einzigen, die sich daran stören, von den anderen 15 Passagieren der Wildlife Tour beschwert sich niemand. Wir haben aber Zeit und wollen unbedingt Iona sehen. Der Staffa Mitarbeiter meint, wir bekommen kostenlose Tickets dafür von West Coast Tours - kein Problem.

Wir sind um 16.30 Uhr in Tobermory und müssen jetzt noch 1,5 Stunden auf den Bus warten. Der Ort ist nicht sehr groß und die Wartezeit ist nach einem so langen Tag für uns schleppend. Wir gönnen uns ein Eis und setzen uns auf eine Parkbank. Uli hatte bei der Ankunft das West Coast Tourbüro angerufen. Wir sollen morgen um 8.50 Uhr im Büro sein und können dann unsere kostenlosen Tickets nach Iona abholen.

Die Busfahrt nach Craigmure dauert erneut 50 Minuten, die Fähre fährt um 19.15 Uhr ab und wir sind kurz nach 20 Uhr wieder in Oban - ein echt langer Tag und Ulrike und John überlegen schon, ob sie morgen die Tour nach Iona doch lieber auslassen - es ist ein langer Tag auf Bussen und Fähren für nur 2 Stunden auf Iona. Wenn das Wetter schön ist, wollen sie lieber was anderes machen.

Helen geht noch einmal zu Lidl, um ein paar frische Brötchen für morgen zu kaufen, während ich schnell eine Broccolisuppe für uns zum Abendessen machen. Bis wir anschließend den Abwasch gemacht und geduscht haben ist es schon wieder kurz vor Mitternacht. Zum Glück können wir aber morgen früh etwas länger schlafen.

03.05.2019: Oban - Isle of Mull (Fionnphort) - Iona Island, abends weiter bis zum Kilchurn Castle, wechselnd wolkig, ein heftiger Schauer, dann sonnig, 7°C

Im Vergleich zu gestern können wir ausschlafen, der Wecker klingelt "erst" um 7.45 Uhr. Draußen ist es wolkig, aber die Wolken stehen hoch am Himmel ... das könnte ein schöner Tag werden. Vorsichtshalber ziehen wir uns aber wieder dick an, obwohl wir auf der gestrigen Tour das ein oder andere Mal einiges ausziehen mussten.

Auf dem Weg zu West Coast Tour weht uns aber schon ein eisiger Wind ins Gesicht. Ich muss noch mal zum Womo zurück, weil ich meine Baseballkappe vergessen habe. Helen holt inzwischen die kostenlosen Tickets ab. Die dicke Dame hinterm Tresen ist nicht gerade begeistert darüber und reicht Helen ziemlich unfreundlich unsere kostenlosen Fähren- und Buskarten. Wir sehen später, dass die Tour nach Mull und Iona normalerweise 39 Pfund pro Person kostet. Wieder mal gespart, aber wir können ja nichts dafür, dass wir gestern nicht noch nach Iona gefahren sind.

Wieder nehmen wir die große Fähre nach Craigmure und anschließend einen neuen Doppeldeckerbus für die Fahrt nach Fionnphort. Wir sitzen natürlich oben - die vorderen Sitze sind aber leider schon belegt und so setzen wir uns weiter nach hinten auf die Sitze, die direkt hinter dem Treppenaufgang sind - viel Beinfreiheit und einen super Blick aus den Panoramafenstern.

Die Busfahrt dauert 1 Stunde und 20 Minuten. Der Busfahrer ist geboren auf Mull und erzählt uns während der Fahrt vieles zum Leben auf der Insel und zu den Attraktionen. Er hat einen super Humor und kann den großen Bus sehr gut auf der sehr engen Straße fahren. Von Craigmure aus sind es nämlich 39 Meilen (63km) auf einer einspurigen Straße, alle 100 Meter gibt es links oder rechts eine Ausbuchtung, um den Gegenverkehr vorbei zu lassen.

Zweimal müssen wir über sehr enge, alte Steinbrücken und bei einer hört man das laute Kratzen das Fahrgestells. In einem kleinen Dorf sind einige Autos doof am Straßenrand geparkt und unser Busfahrer nimmt von einem PKW leicht den Spiegel mit, aber der ist nur verdreht, ansonsten ist nicht weiter was passiert. Helen guckt sich das genau an, denn mit Big Bertha werden wir die nächsten Wochen auch die ein oder andere enge Straße fahren müssen.

In Fionnphort wartet schon die Fähre auf uns. Das Übersetzen zur Iona Insel dauert keine 10 Minuten. Jetzt haben wir von 12.30 Uhr bis 15 Uhr Zeit in aller Ruhe die Insel zu erkundigen. Noch scheint die Sonne, aber eine sehr dunkle Wolke ist im Anrollen. Gerade haben wir uns noch die alte Ruine vom Augustinian Nonnenkloster angeschaut und sind mitten auf dem Weg zur berühmten Klosterkirche, da fängt es heftig an zu regnen. Wir sind in wenigen Minuten total klitschnass von vorne - nirgendwo können wir uns unterstellen und wir rennen so schnell es geht zum Kloster.

Iona ist eine der heiligsten Stätten in Schottland. Sankt Columba (nicht Columbus!) ist auf die kleine Insel 563 AD gekommen und es wird behauptet, dass sich von hier aus anschließend das Christentum auf ganz Schottland ausgebreitet hat. Die heutige Iona Abbey wurde um 1200 AD gebaut und soll sehr schön sein, aber der Eintritt kostet 9 Pfund pro Person - wir finden das einfach zu teuer. Man kann sie gut von draußen sehen und auch zwei der vier gewaltigen Steinkreuze. Nebenan liegt die St Oran's Chapel und der alte Friedhof - hier sollen mehrere ehemalige schottische Könige begraben sein.

Der Regenschauer hat nur ganze 5 Minuten gedauert und ehe wir uns versehen strahlt auf einmal wieder die Sonne vom blauen Himmel. Wahnsinn, wie schnell das Wetter hier wechselt! Heute ist es aber auch besonders windig. Auf dem Wasser sehen wir die weißen Schaumkronen - gut, dass wir gestern bei den Puffins waren, denn der Wind ist echt heftig und eisig heute.

Da wir viel Zeit haben, laufen wir einfach frei nach Schnauze auf der Insel herum. Sie ist flach und kaum bewachsen, an den Ufern gibt es wunderschöne weiße Sandstrände, das flache Wasser um die Insel herum leuchtet Türkisgrün ... wie in der Karibik! Nur nicht so heiß! Wir setzen uns die Kapuzen auf, Helen zieht die Handschuhe an, denn in der steifen Brise drohen wir fast zu erfrieren, trotz Sonnenschein. Brrr ...

An Schafen und Häusern vorbei geht es zum Golfplatz. Auf Iona leben heute reiche Europäer, viele davon Holländer. Das Leben hier ist total ruhig. Wir setzen uns auf eine Parkbank beim Golfplatz und essen unsere mitgebrachten Brötchen. Niemand spielt heute Golf. Dafür weiden die Schafe auf dem flachen Gras.

Kurz vor 15 Uhr sind wir wieder beim Fährhafen und stellen uns in den Windschatten beim Toilettenhaus. Nein, es riecht hier nicht nach Sch...! Eine Viertelstunde später sind wir wieder auf der Insel Mull und Helen rennt als erstes von Bord - sie will uns einen der vorderen Sitzplätze im Doppeldeckerbus ergattern. Die Idee hatten noch drei andere und Helen liefert sich die steile Rampe hoch ein Wettrennen. Sie geht eindeutig als Siegerin hervor, aber leider sind die Vordersitze im Bus schon belegt. Scheiße, da hat jemand die vorherige Fähre genommen! Na ja, unsere Plätze von der Hinfahrt sind noch frei ... die waren ja auch gut.

Unser Busfahrer hält sich auf der Fahrt mit Kommentaren zurück - er hatte uns schon das meiste auf der Herfahrt erzählt. Scheinbar will er schnell nach Hause, denn wir rasen nur so über die enge Straße. Der Bus wackelt hin und her und das ein oder andere Mal bremst er scharf ab, um nicht in den Gegenverkehr zu fahren. Mir gehen da im Kopf die schrecklichen Bilder vom Busunglück auf Madeira rum. Man hat ja irgendwie immer so ein Gottvertrauen in die Busfahrer, aber wenn mal was passiert ...

Gegen 17 Uhr sind wir zum vierten Mal auf der Isle of Mull Fähre. 50 Minuten später laufen wir wieder in Oban ein und Ulrike und John laufen justamente am Hafen entlang. Wir erzählen ihnen, dass sie nicht wirklich was verpasst haben. Es war ein netter, aber sehr langer Tag ohne große Attraktionen, aber für umsonst ... wir haben es genossen.

Obwohl wir jetzt schon fast 48 Stunden auf dem kostenlosen Tesco Parkplatz stehen, haben wir zum Glück keinen Strafzettel im Fenster. Aber so viele Wohnmobile kommen so früh im Jahr eh nicht hierher und es gibt noch reichlich Platz rechts und links von Big Bertha. Wir gehen noch schnell was einkaufen und dann bei Tesco tanken. Der Diesel kostet hier pro Liter um die 1,30 Pfund. Erstaunlicherweise verbrauchen wir nur 10.7 Liter auf 100kmh, laut Internet hätten es 17 Liter sein sollen. Für so ein großes Schiff kein schlechter Verbrauch! Gut für unseren geschundenen Geldbeutel, denn die Reise nach Schottland ist teuer genug!

Wir verlassen Oban um 19.10 Uhr und fahren 38km zum Kilchurn Castle. Es ist eine alte Festungsruine auf einer kleinen Halbinsel, die in der Mitte des 14. Jahrhunderts gebaut wurde. Eigentlich wollte ich hier nachts tolle Bilder machen, aber die Ruine ist nicht angeleuchtet und der Wind ist nach wie vor heftig. Wir stellen uns in eine große Parkbucht, denn die Parkplätze am Zaun sind uns zu schmal ... nicht, dass uns nachts ein LKW den Spiegel abfährt.

Zum Abendessen machen wir uns schnell ein Chili Fertigsuppe von Tesco mit warmen Nanbrot. Draußen und drinnen im Womo ist es richtig kalt und wir schmeißen die Heizung an. Da wir dann eh warmes Wasser im Boiler haben, duschen wir auch gleich noch und sind bereits um 23 Uhr im Bett. Ein langer Tag!