08. - 12.05.2019: Isle of Skye

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08.05.2019: Eilean Donan Castle - Sligachan (Isle of Skye) - Portree - Old Man Of Storr, wechselnd, Regen am späten Nachmittag, 5 - 12°C

Gegen 6 Uhr wache ich kurz auf. Lohnt es sich aufzustehen für ein paar Spiegelbilder vom Schloss? Ein Blick aus dem Fenster sagt: Nein! Es ist zu windig, ich kann die Wellen auf dem See sehen. Gut, dann kann ich ja weiterschlafen. Ratz!

Gegen 11.30 Uhr verlassen wir unseren Stellplatz und fahren in Richtung Skye Brücke. Die Sonne scheint und wir stoppen an einigen Aussichtspunkten für ein paar Bilder. Die Skye Brücke wurde erst 1995 fertig gestellt. Viele Insulaner beschweren sich noch heute darüber, denn nun ist die Insel eigentlich keine Insel mehr und der Tourismus hat entsprechend zugenommen. Vorher war er durch die begrenzten Plätze auf den Autofähren mehr oder weniger reguliert.

Die Isle of Skye gehört zu den absoluten Highlights in Schottland. Hier gibt es wunderschöne Natur und auch wir planen 5 Tage hier, um alles zu sehen. Unser erster Fotostopp ist die alte Steinbrücke in Sligachan. Dann fahren wir weiter nach Portree und kaufen ein paar Lebensmittel beim dortigen Supermarkt ein. Hier haben wir auch endlich mal wieder eine offene WiFi-Verbindung. Noch auf dem Parkplatz machen wir unsere tägliche Cappuccino Pause - keine 30 Sekunden später sagt unsere Kühlschrankanzeige, dass wir kein Gas mehr in der Gasflasche haben. Kein Problem, denn wir haben noch eine zweite Flasche. Wie voll die allerdings ist, wissen wir nicht ganz genau und so frage ich vorsichtshalber im Supermarkt nach, wo man hier in Portree seine Gasflasche tauschen kann.

Zwei Straßen weiter gibt es einen Baumarkt (Jans) und der hat Gasflaschen in allen Größen. Unsere ist eine 6kg Flasche und der Umtausch kostet uns fast 25 Pfund - ganz schön happig! In Nord- und Südamerika zahlen wir nur ein Drittel dessen bei einer fast doppelt so großen Flasche. Immerhin wissen wir jetzt aber, wie lange wir mit der 6kg Flasche auskommen - 8 Tage! Damit lassen wir aber tagsüber den Kühlschrank laufen, machen häufig die Heizung bei der Eiseskälte hier an und kochen damit.

Es sind von Portree aus nur etwa 15km bis zum Old Man Of Storr, das allerdings auf einer teilweise einspurigen, asphaltierten Straße. Der Old Man Of Storr ist eine berühmte Felsformation hier auf Skye - er sieht schon von weitem wie ein großer Hinkelstein aus. Gut, dass sie an der Straße jetzt neue Parkplätze gebaut haben, denn mit Big Bertha wären wir auf den alten nicht rauf gekommen - da standen schon zu viele PKWs.

Wir packen uns dick ein, denn wir wollen zum Alten Mann hochlaufen. Von der Strecke her ist das nur etwa 1,5km, aber es geht sehr steil bergan - über 250 Höhenmeter müssen überwunden werden. Dunkle Wolken hängen rundherum über uns, aber noch ist es trocken. Wir laufen so gegen 17 Uhr erst los und für den Anstieg brauchen wir fast eine Stunde. Der Wind ist bitterkalt und weht uns nur so um die Ohren. Meine Finger frieren fast beim Fotografieren.

Die besten Fotoaufnahmen hier macht man zum Sonnenaufgang. Die Sonne geht unten in der weiten Ebene auf und strahlt die Felsen direkt an. Sonnenaufgang zu dieser Zeit ist allerdings 5.21 Uhr. Scheiße! Viel zu früh für mich! Aber sollte es morgen früh um 4 Uhr nicht regnen, dann stehe ich auf. Helen hat schon vorher gesagt, dass keine zehn Pferde sie dazu bringen können im Dunkeln hier nochmals hochzulaufen.

Old Man Of Storr - 360° Panorama
(mit gedrückter Maus über das Panorama fahren oder auf die Pfeiltasten klicken)


Ich gucke mir aber heute schon mal einen möglichen Platz zum Fotografieren aus. Ob ich den dann morgen früh im Dunkeln mit Taschenlampe überhaupt finde??? ... na ja, nur die Harten kommen in den Garten. Apropos "Harte", wir sehen wie ein junger Mann ganz oben sein Zelt aufbaut. Und das in diesem Arschkalten Wind ... nein, danke! Kaum sind wir wieder in unserem Womo, fängt es an zu regnen. Wir haben das gerade noch rechtzeitig abgepasst. Der arme Mann da oben! Was wir Fotografen nicht alles für ein Foto tun! Helen freut sich jedes Mal, dass ich dafür aufstehe!

Wir schmeißen die Heizung an, um uns wieder aufzuwärmen und trinken erst einmal ein paar Tassen Tee. Zum Abendessen gibt es den zweiten Teil von unserem Chili-Gemüse, dann schreiben wir noch unsere Webberichte, gehen duschen und um kurz nach 22 Uhr bin ich im Bett. 6 Stunden Schlaf ... stöhn ... dann klingelt schon wieder der Wecker. Warum tue ich mir das an?

09.05.2019: Old Man Of Storr - Kilt Rock Wasserfall - Quiraing Mountains, wechselnd, 10°C

Wie immer, wenn ich mir den Wecker stelle, wache ich schon weit vor dem Klingeln auf ... keine Ahnung, warum das so ist. Ich trage normalerweise nicht mal eine Armbanduhr. Jedenfalls bin ich um 3.10 Uhr wach und höre den Nieselregen auf unserem Womo-Dach. Hmmmm ... die ganze Nacht über hat es schon geregnet, es ist bestimmt total bewölkt draußen. Ich mache den Wecker aus, das wird heute nichts mit einem tollen Sonnenaufgang. Da bleibe ich lieber im warmen Bett!

Aber unterschwellig bin ich mir nicht sicher ... es könnte ja noch besser werden. Aus dem Halbschlaf wache ich erneut um 4.05 Uhr auf. Kein Nieselregen mehr zu hören ... hmmm ... ich mache die Fensterblende hoch und obwohl es noch dunkel ist, kann ich Wolken, aber keine Sterne erkennen ... nee, das wird heute nichts ... ich kuschel mich wieder in meine Decke ein und schlafe weiter. Meine innere Uhr bzw. Unruhe ... man könnte ja doch was verpassen ... weckt mich wieder um 5.28 Uhr. Ich höre weder Autos auf der Straße noch Schritte auf dem Kies neben unserer Parkbucht. Durch die Dachluke - inzwischen ist es draußen wesentlich heller geworden - sieht alles grau in grau aus. Jetzt bin ich beruhigt, denn wäre die Sonne aufgegangen, dann hätte ich jetzt spätestens einen verfärbten Himmel sehen müssen. Na gut, dann wird das eben nichts mit den Sonnenaufgangsbildern und ich kann endlich wieder für ein paar Stunden tief schlafen.

Ab 9 Uhr fahren dann die vielen Autos an uns vorbei und mit dem Schlafen ist es nichts mehr, aber unser Wecker zeigt ganze 10°C an und keiner von uns beiden kann sich aus den warmen Federn quälen, also wird es mal wieder 10 Uhr bevor wir den Allerwertesten hoch bekommen ... aber wir sind ja im Urlaub!

Inzwischen ist übrigens die Sonne raus gekommen, aber wir haben keine Lust die steile Wanderung noch einmal zu machen ... soviel anders sehen die Steine heute morgen auch nicht aus. Wir fahren weiter und machen schon nach wenigen Meilen unseren ersten Fotostopp - diesen hatten wir ursprünglich gar nicht geplant, aber sehr viele Autos stehen in einer Parkbucht - das muss ja was bedeuten. Zum Glück finden wir mit Big Bertha noch eine große Parklücke - Helen nimmt ganz leicht den Spiegel eines anderen Womos mit, aber wir sehen weder bei uns noch bei dem anderen Womo Kratzer an den Außenspiegeln.

Von einem hölzernen Aussichtssteg können wir einen Wasserfall sehen - nichts besonderes, da wenig Wasser runter kommt. Interessanter ist der kleine Spaziergang auf die andere Seite des Parkplatz zur Klippe hin. Von hier oben haben wir einen tollen Blick über das Wasser auf die Insel Raasay und das Festland. Unten am Strand stehen Überbleibsel von alten Kieselguhr-Maschinen. Über uns gibt es einen großen Halo um die Sonne herum. Schafe weiden auf den Hängen ... alles sehr idyllisch und typisch Schottisch.

Der Kilt Rock Wasserfall ist nur wenige Kilometer weiter und wir finden einen Parkplatz direkt an der Einfahrt zum Gelände. Der Wasserfall geht direkt über die senkrechten Basaltklippen und fällt etwa 40m tief ins Meer, aber man kann ihn heute kaum sehen, denn es gibt nur wenig Wasser. Enttäuschend!

Weiter geht es zu den Quiraing Mountains. Diese markanten Berge sind ein weiteres beliebtes Highlight auf Skye. Eine etwa 4km lange Straße führt zum Parkplatz hoch, aber sie ist einspurig und wir haben vorab gelesen, dass sie nicht unbedingt Wohnmobil-tauglich ist. Deshalb hatten wir ursprünglich geplant unten im Dorf Brogaig in einer Parkbucht zu parken und dann die Straße hochzulaufen. In der Parkbucht sollte es laut Internet auch eine öffentliche Toilette geben - gut, denn wir müssen unser Klo entleeren. Dort steht aber nur eine rote Telefonzelle, eine Toilette sehen wir nicht. Wir fahren ein Stück weiter in der Hoffnung, dass wir woanders das Toilettenhaus finden, aber nein. Also drehen wir um und auf dem Rückweg sehen wir, dass es in der Parkbucht mal ein Toilettenhaus gegeben hat, dass aber inzwischen abgebaut wurde - man sieht nur noch das Fundament und ein paar Rohre auf dem Boden. Vermutlich hat das hier jedes Womo genutzt und die Bewohner des Dorfes waren es Leid das Klo ständig sauber zu machen. Auf der einen Seite verständlich, auf der anderen Seite doof, denn man weiß ja nie, ob dann nicht irgendwelche Idioten ihre Scheiße einfach in die Natur kippen. Wir machen so was nicht und hoffen jetzt einfach mal, dass unser Klo noch bis morgen reicht. Helen, bitte ein paar Tassen Tee weniger trinken! ;-)

Spontan entscheiden wir uns die Quiraing Straße nach oben zu fahren - es sieht zur Mittagszeit nicht so aus, als wenn viel Verkehr auf der engen Straße unterwegs ist. Dennoch muss Helen einmal rückwärts in eine Bucht rollen, um den Gegenverkehr durchzulassen. Kurz vor dem eigentlichen Quiraing Parkplatz geht die Straße steil im Zick-Zack hoch, wir finden aber kurz davor auf der rechten Seite der Straße einen recht großen Parkplatz, wo auch schon andere Autos und ein Womo stehen. Wir stellen uns gleich daneben - vermutlich ist der Parkplatz oben voll.

Vom kleinen Parkplatz aus kann man über die Trampelpfade der Schafe eine Abkürzung hoch zum eigentlichen Quiraing Wanderweg nehmen. Wir ziehen uns um und nehmen vorsichtshalber in unserem Rucksack unsere Regenjacken mit, obwohl es angenehm sonnig ist, aber das Wetter kann sich hier sehr schnell ändern. Dieses Mal nehmen wir uns auch was zu essen und zu trinken mit. Gestern war die Wanderung schon länger, als wir vorher gedacht haben.

An den Schafen und Lämmern vorbei arbeiten wir uns Meter für Meter nach oben. Helen gibt die Richtung an und wir brauchen ganze 20 Minuten bis wir den eigentlichen Pfad erreichen. Wir sind direkt unterhalb der spektakulären Felsformationen und laufen weiter bis zu einem Sattel hoch. Hier geht es steil bergan und man muss aufpassen, nicht auf dem Arsch zu landen, denn die kleinen Steine auf dem Weg sind sehr rutschig. Der ein oder andere, der gerade von oben runter kommt, schlittert gewaltig.

Wir treffen ein älteres Paar aus Toronto, das für ein paar Wochen mit dem Mietwagen in Schottland unterwegs ist. Sie erzählen uns, dass die B&Bs pro Nacht so um die 110 Pfund liegen. Da kommen wir günstiger mit Big Bertha weg.

Eigentlich kann man hier eine Schleife auf dem Wanderweg laufen - der Rückweg oben auf den Klippen sagt uns aber für heute nicht zu, denn es weht ein eisiger Wind und die Böen sind teilweise ganz schön stark. Wir laufen also den Weg noch ein kleines Stückchen weiter, um ins nächste Tal zu gucken und drehen dann um.

Quiraing Mountains - 360° Panorama
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Dieses Mal laufen wir den kompletten Wanderweg bis zum eigentlichen Parkplatz und dann die Straße runter wieder zu unserem Womo zurück. 2 3/4 Stunden haben wir für diese sehr schöne Wanderung gebraucht - jetzt muss erst man unser Cappuccino her und dazu gibt es ein großes Stück Rhabarberkuchen - ach, ist das immer wieder schön, wenn wir in unser warmes Zuhause zurückkehren und alles haben, was wir so brauchen.

Wir hätten theoretisch auch noch weiter fahren können, aber der Parkplatz liegt hier total schön geschützt in der Natur und wir entschließen uns spontan die Nacht über hier zu bleiben. Warum nicht, ein wenig Pause tut uns gut und wir genießen den ruhigen Nachmittag.

10.05.2019: Quiraing Mountains - Duntulm Castle - Uig - Fairy Glen - Dunvegan Castle - Neist Point Lighthouse, überwiegend sonnig, 14°C

Was für eine ruhige Nacht! Die vier Camper aus England wecken uns gegen 8.30 Uhr mit ihrem Gequatsche auf, die Schafe blöken neben Big Bertha, aber noch ist kein Verkehr zu hören. Die Sonne scheint schon wieder - wir können unser Wetterglück auf Skye nicht fassen. Normalerweise müsste es hier doch mal regnen ... nicht, dass wir uns das jetzt wünschen!

Wir frühstücken gemütlich und fahren gegen 10.45 Uhr los. Zum Glück gibt es nur ganz wenig Gegenverkehr auf der engen Quiraing Straße. Helen ist dennoch leicht nervös, denn unsere Toilette ist inzwischen proppenvoll und da passt nichts mehr rein - wir müssen irgendwo eine öffentliche Toilette zum Ausleeren finden.

Wir fahren gegen den Uhrzeigersinn um das nördliche Ende von Skye und dann wieder Richtung Süden. Auf der Strecke liegt die Ruine des Duntulm Castles. Unser erster Fotostopp an diesem Tag. Ein paar Meilen weiter liegt auf der linken Seite ein Museum, dass das Leben auf der Insel in der Vergangenheit zeigt. Der Eintritt liegt bei 3 Pfund pro Person, um die Reet-gedeckten Gebäude zu sehen. Wir parken dort nur und laufen dann zum alten Friedhof hoch. Hier steht u.a. das Flora MacDonald Grab. Sie ist eine Schottische Heldin aus dem 18. Jahrhundert, denn sie hat Bonnie Prinz Charly bei seiner Flucht nach Frankreich geholfen.

Uig ist ein kleines Dorf mit einem Fährhafen. Hier finden wir endlich eine öffentliche Toilette zum dumpen und vergessen anschließend total Milch dort zu kaufen. In der Nähe von Uig liegt das Fairy Glen. Das Wort Glen steht in Schottland für Tal und dieses soll märchenhaft sein. Die Straße dahin ist einspurig und geht rauf und runter. Ich hatte mir das vorab schon auf Google Maps angeschaut und wusste, dass das nicht unbedingt für Big Bertha geeignet ist. Kein Problem, denn wir finden in Uig einen guten Parkplatz und laufen dann einfach die 3km zu Fuß. Bei dem schönen Wetter macht das Laufen eh mehr Spaß und von oben hat man sehr schöne Blicke auf den Hafen von Uig.

Das Fairy Glen besteht aus zum Teil kegelförmigen Hügeln. Im Zentrum findet man einige Kreise auf dem Boden - die vermutlich zur Namensgebung beitrugen. Alles ganz nett, aber nicht unbedingt weltbewegend, dennoch genießen wir die Wanderung.

Fairy Glen - 360° Panorama
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Auf dem Rückweg zum Womo holen wir noch schnell frische Milch für unseren Cappuccino. Dazu gibt es erneut Rhabarberkuchen und leckere Mandelhörnchen von Lidl. Anschließend fahren wir weiter nach Dunvegan. Hier steht ein berühmtes Schloss, aber es ist nach 17 Uhr bereits geschlossen. Man kann aber auf der Straße noch etwa 1,5km weiterfahren und das Schloss von der Küste aus sehen. Umrahmt von knallgelb blühenden Ginsterbüschen - ein netter Fotostopp.

Unser Tagesendziel ist heute der Leuchtturm beim Neist Point. Die Straße dahin ist erneut einspurig und wir müssen häufig in die Laybys ausweichen, denn viele Touristen wollen zum Sonnenuntergang zum Leuchtturm. Wir kommen gegen 18.40 Uhr da an und finden einen sehr guten Stellplatz für die Nacht. Zum eigentlichen Parkplatz sind es nur etwa 200m, aber der ist schon proppenvoll.

Obwohl die Sonne nach wie vor scheint, müssen wir uns warm anziehen, denn hier oben weht ein eisiger Wind. Wir gehen laufen und schauen uns den Leuchtturm von oben von der Klippe an bevor wir den steilen Betonweg runter laufen. Der Leuchtturm ist außer Betrieb und abgesperrt, aber man kann drum herum laufen. In den steilen Klippen nisten viele Vögel und die Vogelscheiße sieht aus wie weiße Wasserfälle.

Der eigentliche Sonnenuntergang ist im Moment so gegen 21.20 Uhr und bis dahin sind es noch gut eine Stunde. Ich entscheide mich hoch zur Klippe zu gehen, um mir schon mal einen Platz zum Fotografieren zu sichern, während Helen sich im Womo ein paar Tassen Tee macht - wir haben ja wieder Platz in der Toilette! Während ich mir also den Arsch abfriere, macht es sich Madame gemütlich im warmen Wohnmobil - ich gebe es zu, Helen hat die bessere Entscheidung getroffen.

Es kommen ein paar Wolken auf und ich freue mich darüber, denn zum Sonnenuntergang sollten sie Rot angestrahlt sein. Alle Fotografen richten ihre Kameras zum Leuchtturm aus und warten und warten. Mir ist so kalt, dass ich mir zwischendrin die Beine vertreten muss, um nicht auf der Stelle zu erfrieren. Ich drehe mich um und sehe, wie es hinter mir aus einer riesigen Wolke regnet. Die Sonne färbt die Wolke Orange und der Regen fällt in Schleiern aus der Wolke. Und dann bildet sich unter der Wolke auch noch ein Regenbogen. Von meinem Klippenplatz aus kann ich nur den oberen Teil der Wolke sehen, also renne ich über das Gras zu einen Hügel hoch, um meine Fotos zu machen. Ich glaube, ich bin die einzige, die in diese Richtung geguckt hat und davon Fotos gemacht hat.

Helen ist inzwischen auch wieder draußen und winkt von weitem schon mit den Armen ... Regenbogen deutet sie mit einer Kreisbewegung an. Ich hebe die Daumen, um ihr zu zeigen, dass ich das schon gesehen und fotografiert habe. Inzwischen ist die Sonne fast untergegangen und wirft kein Licht mehr auf den Leuchtturm - okay, das Sonnenuntergangsbild habe ich jetzt verpasst, aber es gibt eh keine Wolken direkt über dem Leuchtturm mehr.

Mir ist inzwischen so kalt, dass ich mit den Zähnen zu schnattern anfange. Meine Hände kann ich nicht mehr bewegen und Helen gibt mir ihre warmen Handschuhe. Ich kann es kaum erwarten eine heiße Tasse Tee in Big Bertha zu trinken und mir knurrt der Magen vor Hunger. Was man nicht alles tut, um tolle Bilder zu machen!

Um 21.30 Uhr fange ich noch an zu kochen ... ich brauche war herzhaftes und koche uns Spaghetti mit Carbonara Soße. Das Essen steht zwar erst um 22.15 Uhr auf dem Tisch, tut aber so richtig gut. Schnell den Abwasch machen und dann noch mal unter die heiße Dusche ... herrlich! Kurz vor Mitternacht sind wir im Bett, draußen ist es angenehm ruhig.

11.05.2019: Neist Point Lighthouse - Fairy Pools, überwiegend sonnig, 11°C

Um 5 Uhr morgens meckert ein Schaf direkt neben Big Bertha und weckt mich auf. Ich mache die Blende hoch und sehe, dass die Sonne noch nicht aufgegangen ist. Wird das heute morgen was mit einem schönen Sonnenaufgang? Ich gucke 25 Minuten lang aus dem Fenster - einige Wolken verfärben sich leicht rosa, aber nichts weltbewegendes ... ich bleibe liegen und schlafe wieder ein.

Helen steht um 9 Uhr auf und geht draußen eine Runde spazieren - ohne auch nur eine Tasse Tee getrunken zu haben! Was ist denn mit der los, denke ich mir noch und ratze gleich weiter. Ich höre nicht einmal, dass Helen wiederkommt. Sie macht Tee und Frühstück in aller Ruhe und ich krieche erst um 10.30 Uhr aus dem Bett.

Gegen 11.15 Uhr sind wir abfahrbereit. Der Parkplatz beim Leuchtturm ist noch relativ leer und wir können ohne Probleme drehen. Gemütlich rollen wir wieder auf der engen Straße nach Dunvegan und nehmen dann die Hauptstraße nach Süden. Heute wollen wir zu den Fairy Pools, die in den Schwarzen Cuillin Bergen liegen. Schon von weitem kann man die schwarzen Zacken dieser schönen Bergkette sehen.

Wir stoppen an einem Aussichtspunkt für ein paar Bilder und lernen Jim und seine Frau aus Sheffield kennen. Sie sind ebenfalls mit einem Mietwohnmobil unterwegs und sehr lustig drauf. Ihr Sohn arbeitet als Talentscouter in der Englischen Premier League und hat gerade seinen Vertrag bei Tottenham beendet - nun geht er zu Astin Villa als Headscouter. Jim erzählt uns, wie super Tottenham das Halbfinale gegen Ajax Amsterdam in der Champions League in aller letzter Sekunde noch gedreht hat. Nun sind mit Liverpool und Tottenham zwei Englische Teams im Finale, dass am 2. Juni in Madrid stattfindet. Jims Sohn hätte eine Karte dafür bekommen, aber nur zum Preis von 700 Pfund plus Anreisekosten und Hotel.

Die Fairy Pools sind erneut nur über eine einspurige Straße zu erreichen. Jims Frau hatte uns erzählt, dass man jetzt für den Hauptparkplatz 5 Pfund bezahlen muss. Ich hatte mir aber vorher schon auf unserem GPS einen anderen Parkplatz notiert, auf dem wir auch wunderbar über Nacht stehen können. Wir kommen gegen 13.40 Uhr dort an, es gibt auch noch genügend Platz für Big Bertha und der Parkplatz kostet nichts. Von hier aus sind es zwar 800m mehr bis zum Wanderpfad, aber die machen wir locker zu Fuß.

Erst muss aber mal ein Cappuccino mit Apfelkuchen her. Bei der Kälte haben wir ständig Hunger! Die Sonne lacht vom Himmel und dieses Mal nehmen wir keine Regenjacke mit - ich ziehe auch keine Gummistiefel an, die ich mir eigentlich speziell für die Fairy Pools aus Paraguay mitgebracht habe.

Der Pfad ist trocken und in den Wasserfällen und Pools ist im Moment relativ wenig Wasser. Schade! Dennoch macht es Spaß die 3km entlang des Wasserlaufes zu gehen. Es gibt sogar einige verrückte Engländer, die im eiskalten Wasserfall eine sehr kurze Runde Baden gehen - das Wasser hat höchstens 5 bis 10 Grad! Herzinfarkt-Gefahr! Nein, danke!

Wir laufen den Pfad ganz bis zum Ende und ich gucke mich schon einmal nach dem optimalen Fotografier-Punkt für den heutigen Sonnenuntergang um. Über den Cuillin Bergen hängt nämlich eine nette Wolke und das sieht vielversprechend aus. Auf dem Rückweg fällt ein kleines Mädchen direkt vor uns auf die Nase - AUA, das hat weh getan. Ein paar Meter weiter kotzt direkt vor uns ein Mann auf den Weg. Wir hatten gerade beschlossen Spare Ribs mit Blumenkohlauflauf zum Abendessen zu machen und prompt vergeht uns der Appetit!

Um 17.30 Uhr sind wir wieder bei Big Bertha. Die Sonne hat ihn drinnen wunderbar aufgewärmt. Helen macht eine Tasse Tee, ich schmeiße den Rechner an, um meinen Webbericht von gestern zu schreiben. Habe ich schon erwähnt, dass gestern unsere Maus ihren Geist aufgegeben hat? Ohne PC Maus kann ich nicht arbeiten! Ich hasse das Touchpad. Wir müssen mal schauen, ob wir hier irgendwo eine kaufen können.

Gegen 19.15 Uhr haue ich uns schnell ein paar Quesadillas in die Pfanne, denn wir wollen anschließend noch einmal zu den Fairy Pools für den Sonnenuntergang laufen. Neben Big Bertha haben vier junge Leute ihre Zelte aufgebaut und ein Lagerfeuer gemacht. Es qualmt gewaltig, aber noch geht der Rauch in die andere Richtung. Hoffentlich passen sie auf, dass das Feuer nicht außer Kontrolle gerät, denn schon am Nachmittag sind hier ein Polizeiauto und zwei Feuerwehrwagen an uns vorbei gerast. Ob es ein Unfall auf der engen Straße oder ein Brand irgendwo war, wissen wir nicht.

Um Punkt 20 Uhr laufen wir los. Die Sonne leuchtet optimal die Berge aus und oben drüber sitzt eine vielversprechende Wolke. Es sind deutlich weniger Besucher unterwegs und je weiter wir nach oben laufen, umso weniger werden es. Das Licht ist viel besser zum Fotografieren, als noch am Nachmittag - alle Wasserfälle werden von der Sonne angestrahlt und die dunkle Wolke über den erleuchteten Bergen sieht dramatisch schön aus. Ich bin jetzt schon im 7ten Fotografierhimmel.

Bei unserem eigentlichen Fotostopp sind zwei junge Männer. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich hier viele Profi-Fotografen heute Abend antreffen werden, aber nein ... es ist keiner da. Die Jungs machen nur schnell ein paar Bilder von sich mit dem Wasserfall auf ihren Handys und verschwinden dann wieder. Wir haben die Location ganz für uns alleine. Super!

Die Sonne kommt von hinten und scheint genau durch den schmalen Canyon auf den Wasserfall und die dahinter liegenden Berge. Genial! Wir haben dafür genau die richtige Jahreszeit abgepasst. Im Laufe der nächsten halben Stunde geht die Sonne immer weiter unter und die Berge werden immer roter. Immer wieder bilden sich andere Wolken oben auf den Gipfeln und mein Kamera-Chip läuft heiß. Ich laufe über die Steine im Wasser und suche immer wieder nach neuen Blickwinkel. In meiner Begeisterung merke ich gar nicht, dass die Spitzen meiner Wanderschuhe bereits im Wasser sind ... dann wird es allerdings plötzlich ganz kalt an meinen Zehen ... oooops!

Gegen 21.30 Uhr ging dann das Sonnenlicht komplett weg und wir machen uns auf den Rückweg. Außer uns ist nur noch ein junges Pärchen vor Ort, ansonsten niemand mehr. Zum Glück bleibt es recht lange hell und wir laufen die 45 Minuten zum Womo zurück ohne unsere Taschenlampe benutzen zu müssen. Das war wirklich super heute Abend. Die Skye Insel ist schon ein wirklich toller Ort zum Fotografieren.

12.05.2019: Fairy Pools - Kyleakin, überwiegend sonnig, 14°C

Die Nacht war sehr kalt - wir wachen bei nur 6°C in unserem Schlafzimmer auf. Helen, kannst du aufstehen und mal die Heizung anmachen, bitte? Danke! 30 Minuten später ist es warm genug zum Aufstehen. Das Wetter ist mal wieder traumhaft schön.

Wir fahren die Straße von den Fairy Pools bis zum Ende - es sind nur noch 6km bis Glenbrittle. Ich hatte gehofft, dass wir hier einen schönen Strand finden und im Hintergrund ein paar zackige Cuillin Berge, aber das ist hier zu dieser Jahreszeit nicht der Fall. Es gibt dort nur einen Campingplatz und ansonsten nicht viel zu sehen. Wir schauen uns das ganze in 15 Minuten an und fahren dann wieder zurück.

Es ist Sonntag und heute spielt der HSV im alles entscheidenden Spiel in Paderborn. Bei einer Niederlage kann der Wiederaufstieg in die erste Bundesliga abgehakt werden. Das Spiel ist um 14.30 Uhr und wir müssen eine gute Internetverbindung suchen, um es live sehen zu können. In Broadford gibt es eine Tankstelle mit einem großen Co-Op Supermarkt. Hier finden wir WiFi, aber die Verbindung ist so lala. Obendrein muss ich mein Firefox Browser neu installieren, denn aus irgendeinem Grund sind bei der alten meine Add-Ons weg (Uwe hatte gerade das gleiche Problem letzte Woche, als er und Claudi Let's Dance gucken wollten). Mit der neuen Version sind die Add-Ons wieder da und ich kann meine VPN Software laufen lassen, denn ohne die können wir nicht auf die Fußball-Seite zugreifen. Die ist nämlich in den UK gesperrt und so stelle ich per VPN Deutschland ein.

Rechtzeitig zum Spielbeginn läuft alles und wir sind schon guter Hoffnung, dass wir das HSV Spiel sehen können, da parkt ein großes Fahrzeug neben uns ein und versperrt den direkten Weg zum Internet-Router ... grrrrr. Wir parken um, aber die erste Halbzeit sehen wir nur zerstückelt. Helen liest parallel auf den Kicker-Ticker, wie das Spiel so läuft. HSV wohl am Anfang mit ein paar guten Chancen, aber Paderborn macht das 1 zu Null. So geht es auch in die Pause. Anschließend habe ich eine recht gute Verbindung und sehe live, wie Paderborn direkt nach Wiederanpfiff gleich das 2 zu Null macht. Dann ist das Internet wieder mehr weg als da und wir schnappen uns den Laptop und setzen uns direkt neben dem Supermarkt auf eine Bank. Die 2. Hälfte bekommen wir dann mehr oder weniger mit und am Ende verliert der HSV mit 4 zu 1 - wir sind deprimiert und richtig schlecht gelaunt. Was soll ich sagen, die spielen seit Wochen scheiße und ich habe schon vor Wochen gesagt, dass sie den Aufstieg so nicht schaffen und ... ganz ehrlich ... auch nicht verdient haben. Da haben wir gerade so eine schönen Urlaub und mal wieder geht die Laune total in den Keller, weil der HSV es nicht packt!

Wir bleiben noch weitere zwei Stunden auf dem Parkplatz und nutzen das Internet, um ein neues Türscharnier für Winnietwo zu bestellen und Emails zu beantworten. Dann fahren wir nur wenige Kilometer weiter bis nach Kyleakin - ein ganz kleiner Hafenort in unmittelbarer Nähe zur Skye Brücke. Hier hatten wir auf der Herfahrt schon einen sehr schön großen Parkplatz gesehen, auf dem man scheinbar ohne Probleme übernachten darf.

Zum Abendessen gibt es heute nur frisches Brot mit Aufschnitt. Ich checke auf dem Smartphone, ob es hier irgendwo eine offene Internetverbindung gibt ... und ja, das Saucy Mary Hostel und Restaurant hat eine gute Verbindung. Ich hole den Laptop und WiFi-Booster raus und die Verbindung ist gut genug, um Let's Dance zu gucken. Wir gucken uns das zunächst vorne im Fahrerraum an, aber ich muss den Rechner dort auf Batterie laufen lassen, da es dort keine 12 Volt Buchse gibt.

Nach 30 Minuten Let's Dance ist meine Laptop Batterie alle, wir stecken ihn hinten in die Stromdose und drehen anschließend eine Runde durchs Dorf. Mit einem schönen Sonnenuntergang wird es heute nichts, denn es hängen graue Wolken über uns.

Mit mehreren Tassen Tee und dem Rest der Let's Dance Sendung geht der Abend noch ganz entspannt zu Ende. Draußen regnet es sogar leicht, aber das stört uns nicht, denn für die nächste Woche ist schon wieder nur Sonne angesagt - ist doch super, wenn sich nachts die Wolken abregnen und wir trockene Tage haben.

Let's Dance ist mal wieder genial. Dieses Mal haben die drei Juroren die Aufgabe ihren Teams einen Tanz beizubringen. Die Tänze finden nach den Einzeltänzen statt und sind der Hammer. Motsi hat mit Ella und Pommes die Creme de la creme der Promis erwischt und sie legen eine tolle Nummer aufs Packet. Motsi und ihr Mann tanzen ebenfalls mit und wir finden, dass Ella bei dem Tanz sogar besser aussieht als Ekaterina - die Profitänzerin, die mit Pommes (Pascal Hens, Handballer) tanzt. Wahnsinn, wie elegant und professional Ella Endlich das macht.

Jorge hat mit Barbara Becker, Nazan Eckes und Benjamin Piwko ebenfalls ein super Team. Sie legen eine Salsa aufs Packet und Barbara und Nazan wackeln mit dem Arsch, was das Zeug hält - da kann Shakira sich noch was abgucken! Super!

Herr Joachim Llambi (so wird er immer respektvoll genannt) hat das eigentliche Looser-Team mit Mocki, Pocher und Evelyn Burdecki (auch The Brain genannt), kündigt seine Truppe aber schon einmal mit soviel Spaß und guter Laune an, dass wir alle auf die YMCA Nummer gespannt sind. Tänzerisch können diese Promis natürlich nicht mit den anderen mithalten (bis auf Evelyn, die ist sowohl mit ihrem Outfit - die knackigen Pobacken sind nicht zu übersehen! - als auch mit ihrer Tanzleistung eindeutig die Beste!), aber der Unterhaltungswert ist super, zumal der Llambi das erste Mal in 12 Jahren Let's Dance mittanzt. Wir haben wie immer richtig Spaß das zu gucken, die schlechte Laune nach dem HSV Spiel ist weg und wir schicken nach jedem Tanz Uwe und Claudi eine WhatsApp Sprachnachricht. Zu Viert analysieren wir die Shows immer von vorne bis hinten - sehr lustig!

Da wir gerade mal eine gute Internetverbindung haben, gucken wir im Anschluss auf Footyroom auch noch schnell die Champions League Halbfinalspiele. Es ist bereits 2 Uhr morgens, bevor wir überhaupt im Bett sind, aber wir können morgen ausschlafen - wir sind nämlich zwei Tage vor unserem Plan und können uns etwas Zeit lassen, dank des guten Wetters, dass wir in den letzten 14 Tagen hier in Schottland hatten.