17. - 18.05.2019: Dunnet Head Lighthouse - Castle of May - John O'Groats - Duncansby Head Lighthouse

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17.05.2019: Tongue - Dunnet Head Lighthouse - Castle of May - John O'Groats - Duncansby Head Lighthouse, wechselnd, 21°C

Die Nacht war wunderbar ruhig. Es ist morgens noch leicht bewölkt, soll aber für den restlichen Tag noch richtig sonnig werden. Gut, denn wir haben eine Menge Attraktionen auf unserer Bucket List für heute. Unser erster Fotostopp ist allerdings ein ungeplanter. Wir fahren an einem gefallenen Baum vorbei dessen Wurzel massiv ist. 100m weiter finden wir eine Parkbucht und parken Big Bertha da, um ein paar Bilder von dem Baum zu machen. Die Wurzel ist locker 10m breit und 6m hoch.

Dann rollen wir ganz gemütlich gen Osten. In Melvich überqueren wir eine recht breite Brücke. Helen fährt wie immer unterhalb der Höchstgeschwindigkeit und soweit links wie möglich, denn wir haben Gegenverkehr auf der Brücke. Oh, oh ... ein grauer Kastenwagen rast den Hügel runter und ich denke noch "Man ist der schnell!". Er schneidet die Kurve, fährt auf der Mittellinie und dann knallt es auch schon bei uns ganz laut. Er hat mit seinem Außenspiegel voll unseren getroffen. Unser klappt von dem Aufprall ein und Helen bremst sofort. Der Fahrer von dem dunkelgrauen Kastenwagen fährt einfach weiter! Ich sehe das in meinem Außenspiegel. Er bremst nicht mal ab! Was für ein Arsch!

Wir können aber auf der Brücke weder stehen bleiben noch drehen, also fahren wir erst mal weiter, um eine sichere Parkbucht zu finden. Leider ist die nächste erst ein paar Kilometer weiter. Wir steigen aus und gucken uns unseren Spiegel an. Die Plastikabdeckung für den Blinker ist kaputt, die untere Halterung vom Spiegel locker und wir haben Kratzer auf dem Rahmen, ansonsten ist alles in Ordnung. Die Elektronik funktioniert noch und die Spiegel sind heil. Glück gehabt!

Ein Engländer kommt und erzählt uns, dass er direkt hinter uns in seinem Womo war, als der Zusammenprall auf der Brücke passierte. Peter und seine Frau Fran haben gesehen, dass beim Kastenwagen der ganze Spiegel abgeflogen ist und der Fahrer mit Absicht weiter gefahren ist, weil er wusste, dass es seine Schuld war. Die beiden haben auf uns gewartet, um zu sehen, ob wir Hilfe brauchen. Wir notieren uns Peters Mobilnummer, falls McRent oder unsere Versicherung noch Details zum Vorgang brauchen. Peter hat an seinem Womo (ein Peugeot Bus - ähnlich wie unser Winnietwo, allerdings nur ein Jahr alt) die gleichen Spiegel, wie wir an Big Bertha. Ihm ist auch mal das Blinkerglas kaputt gegangen. Kann man für 8 Pfund auf Ebay kaufen, allerdings ist der Einbau nicht so einfach, da man erst den großen Spiegel entfernen muss. Der ist ihm damals geplatzt, aber er hat für 12 Pfund auf Ebay einen neuen gefunden. Na ja, wir sind versichert und werden mal schauen, wie groß der Schaden am Ende ist.

Wir bedanken und verabschieden uns von den beiden und fahren noch mal zur Brücke zurück. Tatsächlich, das Arschloch hat seinen Spiegel verloren - wir finden den Rahmen, die Aufhängung und den zersplitterten Spiegel auf der Straße. Wir überlegen kurz, ob wir uns auf die Suche nach einem grauen Kastenwagen ohne Spiegel machen sollten, aber der kann ja sonst wo sein und wir verbraten dann nur unnötige Kilometer. Außerdem wollen wir heute ja auch noch was sehen.

Dennoch hinterlässt dieser Zusammenprall bei uns Spuren. Helen war in den ersten 4 bis 5 Tagen nervös beim Fahren auf den engen Straßen hier, da Big Bertha doch einen ganzen Tacken breiter ist als z.B. Winnietwo. Sie hat das Auto seitdem gut im Gefühl und wir waren in der Zwischenzeit beide deutlich entspannter. Jetzt kommt wieder das mulmige Gefühl auf, wenn wir starken Gegenverkehr haben - vor allem bei Lastern und anderen Womos. Da musst du hier ganz nach links rüber, damit dein Spiegel nicht über die Mittellinie ragt.

Helen ärgert sich noch den ganzen Tag darüber. Big Bertha ist ein brandneues Fahrzeug und nach nicht einmal 1000 Meilen hat sie schon ihren ersten Kratzer weg. Wir fahren seit 16 Jahren mit unseren beiden Womos um die Welt und hatten bisher noch gar nichts und dann das ... ausgerechnet im Mietwomo! Aber es war nicht unsere Schuld und wir können froh sein, dass unser Spiegel nicht ganz weg ist, denn wo hätten wir hier oben einen Ersatzspiegel oder ein Ersatzwomo bekommen sollen?

Zum Glück ist der Lidl in Thurso nicht weit weg. Wir machen dort erst einmal eine Mittagspause, um uns von dem Stress zu erholen. Helen ruft bei McRent an, aber die Dame am Telefon scheint das Ganze nicht wirklich zu interessieren. Wahrscheinlich haben die ständig abgefahrene Spiegel hier!

Am Nachmittag erreichen wir den Leuchtturm beim Dunnet Head - dem nördlichsten Punkt vom Britischen Festland. Die Sonne lacht vom Himmel und wir können in der Entfernung super klar die Orkney Inseln sehen. Helen sagt, dass das normalerweise nie der Fall ist. Aber wenn Engel reisen klappt das schon. In den Klippen hier nisten viele Vögel. Wir sind auf der Suche nach Puffins, aber keiner hat welche gesehen. Wir fragen überall nach.

Ich mache meine Panoramabilder und auf dem Rückweg zum Parkplatz laufen wir noch einmal an einem anderen Küstenabschnitt entlang. Ich werfe einen Blick über die Klippe und sehe direkt unter mir einen Puffin - einen einzigen, weit und breit ist kein anderer zu sehen. "Puffi, wo sind denn deine Kameraden?", fragen wir ihn. Mit traurigen Augen schaut er zu uns hoch. Schnief! Helen rennt den Hügel wieder hoch und holt 6 andere Engländer. Sie machen eine kleine Rundreise hier und haben bis dato noch keinen Puffin gesehen. Ganz begeistert bedanken sie sich anschließend bei uns.

Vom Leuchtturm zum Castle of May ist es ein Katzensprung - wir konnten das Schloss vom Leuchtturm aus schon sehen. Es wurde zwischen 1566 und 1572 gebaut und war zwischen 1952 und 1996 im Besitz der Königin Mutter. Wir kommen erst nach 17 Uhr dort an und es ist bereits geschlossen. Dennoch fahren wir durch eine wunderschöne Baumallee aufs Gelände. Wir parken auf dem Parkplatz und ein Mitarbeiter des Visitor Centers ist auf dem Weg zu seinem Wagen. Ich spreche ihn an und frage, ob ich von draußen noch schnell ein paar Bilder machen kann. Kein Problem. Die Britische Fahne weht über dem Schloss ... normalerweise ein Zeichen, dass die königliche Familie vor Ort ist. Aber im Moment wohnt hier nur der Gärtner. Prinz Charles kommt jedes Jahr im Juli für eine Woche zu Besuch, erzählt er mir.

Wir fahren weiter bis John O'Groats - hier endet die Straße auf dem Britischen Festland - der nördlichste Straßenendpunkt sozusagen. Lands End ist das Pendant im Süden von Cornwell - da war ich 1985 mal mit Susi zum Fahrradfahren. Der kleine Fährhafen ist in wenigen Minuten besucht - ich mache schnell noch meine Bilder, dann geht es gleich weiter zum Duncansby Head Lighthouse.

Wir haben noch knapp 2 Stunden bis zum Sonnenuntergang und laufen zu den zackigen Felsen an der Küste rüber. In den Klippen nisten überall wieder die Razorbills und Guillimots. Helen und ich entdecken auch wieder zwei kleine Puffins, die aber von Tauben verscheucht werden.

Auf dem Parkplatz stehen etwa 15 Wohnmobile - ein toller Stellplatz hier an der Küste mit einem super Blick auf die Orkneys. Helen möchte bei dem schönen Wetter eigentlich noch weiter fahren, aber wir haben nicht mehr viel Tageslicht und ich habe nach dem langen Tag echt Hunger. Also stellen wir uns zwischen die anderen Womos und bleiben für die Nacht.

Zum Abendessen mache ich schnell unsere geliebten Indischen Fertiggerichte heiß. Wie immer sehr lecker. Dann ziehe ich mich warm an, um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Alle anderen Besucher stehen schon wie an einer Perlenschnur aufgereiht mit ihren Stativen auf dem Parkplatz. Ich laufe lieber ein wenig herum und mache Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven.

Der Vollmond geht auf der einen Seite auf, die rote Sonne auf der anderen Seite unter - dazwischen die angeleuchteten Klippen, Vögel und Schafe ... sehr fotogen! Zwischendrin muss ich mich mal wieder im Womo aufwärmen, dann reizt mich noch einmal der Vollmond und der Leuchtturm, bei dem alle 11 Sekunden das Licht aufleuchtet. Über den Vollmond schieben sich die ersten Wolken, keine 10 Minuten später kommt dichter Nebel auf. Eben hatte ich noch klare Sicht zum Fotografieren und aus dem Nichts umringt mich eine dicke Suppe. Wahnsinn, wie schnell das geht! Und es ist jetzt arschkalt draußen. Zwei Deutsche parken neben uns in ihrem PKW. Sie müssen den Motor und die Heizung laufen lassen, um nicht zu erfrieren. Ach, ist das schön, dass wir eine tolle Gasheizung in Big Bertha haben!

18.05.2019: Duncansby Head Lighthouse - Dunrobin Castle, Regen und Nebel, 12°C

Mit dem Sonnenaufgang wird es heute nichts - wir hören den Regen auf unserem Womo-Dach. Der Blick aus dem Fenster sagt alles - Nieselregen und Nebel. Man sieht einfach gar nichts. Wie gut, dass wir gestern Abend schon hierher gefahren sind ... was hatten wir für einen klaren Blick auf die Orkneys.

Trotz des schlechten Wetters kommen viele Besucher heute hierher. Während wir gemütlich im beheizten Wohnmobil frühstücken, beobachten wir die anderen, wie sie sich ihre Regenjacken anziehen und den Kragen hoch stellen ... brrr ... das sieht ungemütlich und kalt aus. Wir machen uns gegen 11 Uhr von Dannen. Unser Tagesziel ist Inverness und auf dem Weg dorthin wollen wir uns das Dunrobin Schloss anschauen.

In Wick halten wir beim großen Tesco Supermarkt. Wir brauchen Obst und Brot und müssen tanken. Während wir so durch die Gänge laufen und einkaufen, checke ich nebenbei unsere WhatsApps und Emails - es gibt sehr gutes WiFi hier. Helen entdeckt in der Klamottenabteilung runtergesetzte Sommerware. Ob da vielleicht ein Kleid für Hannahs Hochzeit dabei ist? In einer Woche müssen wir unten in Keswick sein und wir haben noch nichts zum Anziehen dafür.

Ein dunkelblauer, langer Rock, ein dazu passendes langes Hemd und ein dunkelblaues Kleid mit weißen Punkten sehen auf dem Kleiderbügel sehr gut aus und wir gehen zum Anprobieren in die Umkleide. Ich ziehe den Rock an, aber man kann damit die Beine nicht richtig bewegen. Helen probiert ihn ebenfalls an und bei uns beiden sieht der enge Rock wie Wurstpelle aus - geht gar nicht! Helen zieht das Hemd drüber ... ein Blick in den Spiegel sagt alles: sieht Scheiße aus!

Das Licht in den Umkleidekabinen in aller Welt ist immer totaler Mist ... Orangenhaut ohne Ende, blasses Gesicht mit vielen Falten, Röllchen um die Hüfte herum, Krampfadern noch sichtbarer ... jede Unvollkommenheit wird noch mal hervorgehoben ... wie soll man da gut aussehen? Wir lachen uns tot und ich mache mal wieder ein Video davon. Alle 10 Jahre müssen wir uns mal in Schale werfen. Wir haben Null Ahnung von der aktuellen Mode und werden ja auch nicht jünger ... mit anderen Worten, Klamottenkauf ist für uns totaler Stress. Ich habe vor Wochen schon gesagt, wenn alle Stricke reißen, ziehe ich einen Schottenrock an und Helen geht als Dudelsack! :-)

Aber das blaue Kleid mit den weißen Punkten sieht bei mir super aus. Helen probiert es ebenfalls an und es steht ihr auch! Wann hatten wir das jemals? Ich finde noch ein anderes Kleid für schlappe 4 Pfund im Ausverkauf - es ist schwarz mit weißen geschwungenen Linien und hat lange Ärmel. Wir nehmen beide Kleider mit - für ganze 16 Pfund eine sehr gute Ausbeute. Jetzt brauchen wir nur noch Schuhe und ein paar Accessoires und dann können wir uns bei der Hochzeit sehen lassen.

Statt mal eben schnell in 10 Minuten das Nötigste einzukaufen, vergehen 1 1/2 Stunden, bis wir wieder draußen sind. Das Wetter ist immer noch bescheiden und wir haben Hunger. Mal sehen, ob das WiFi gut genug im Womo ist ... ja! Super! Dann können wir ja wieder Let's Dance gucken und heute ist auch noch letzter Spieltag in der Bundesliga. Wir beschließen den Nachmittag hier zu verbringen und Fernsehen zu gucken. Bei dem Wetter lohnt sich das Sightseeing eh nicht!

Zum Mittagessen gibt es Salat und Bio-Brot mit einer Tasse Tee. Helen hat sich nach dem Besuch in der Umkleide zu einer Kurzdiät entschlossen - in einer Woche müssen ein paar Kilo runter, damit sie im Kleid auch super aussieht. Die Süßigkeiten, die wir schon im Einkaufswagen hatten, musste ich wieder ins Regal legen. Obst, Salat und Gemüse soll es jetzt nur noch geben ... mal sehen, wie lange Helen das durchhält.

Es folgt ein 6 1/2-stündiger Fernsehmarathon. Let's Dance ist wieder einmal super - dieses Mal scheidet Pocher aus. Schade, denn er war richtig gut in dieser Sendung und wir werden seine lustigen Einlagen und Verkleidungen vermissen. In der Bundesliga sind die Bayern mal wieder Meister geworden ... wie langweilig!!! ... und es gab wahnsinnig viele Tore am letzten Spieltag. Morgen spielt der HSV zum letzten Mal in dieser Saison, aber wir werden uns das nicht anschauen ... es geht ja um nichts mehr. Und wieder einmal muss ein HSV Trainer gehen ... wir sind gespannt, wer als nächstes auf diesen Schleudersitz Platz nehmen wird.

Um 19.15 Uhr machen wir uns dann doch noch mal auf und fahren ein Stück weiter. Es herrscht stellenweise total dichter Küstennebel und wir haben eine Sicht von vielleicht 15 bis 20 Meter - gruselig und anstrengend. Zum Glück sind die meisten Autofahrer bereits zuhause und es herrscht kaum Verkehr auf den Straßen. Wir kommen im Schnitt nur mit 50 km/h voran, aber Helen bringt uns sicher bis zum Dunrobin Castle. Hier stehen wir ganz alleine für die Nacht auf dem großen Parkplatz. Mal sehen, wie morgen Vormittag das Wetter ist. Vielleicht können wir es ja dann besichtigen.