21. - 23.05.2019: Balmoral Castle - Caerlaverock Castle - Dumfries

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21.05.2019: Tomintoul - Balmoral Castle - Perth, überwiegend wolkig mit leichten Schauern am Nachmittag, 15°C

Gut, dass wir gestern nicht mehr weiter gefahren sind, denn heute Vormittag ist es zumindest trocken, wenn auch wolkig. Und somit sehen wir wenigstens ein wenig von der Schönheit in den Cairngorms. Es geht am Lecht Ski Gebiet vorbei wieder runter zum Ort Ballater. Ein netter Ort, aber wir fahren nur kurz durch, denn unser eigentliches Ziel heute ist das Balmoral Castle.

Hier hat Queen Elizabeth II ihr Sommerdomizil, aber sie kommt nicht vor August. Vom 1. April bis zum 31. Juli steht das Schloss und der Garten den Besuchern zur Verfügung. Der Eintritt pro Person ist 11,50 Pfund.

Das aktuelle Schloss wurde 1856 fertig gestellt - nach den Vorstellungen von Prinz Albert, dem Ehemann von Queen Victoria. Sie hatte das Grundstück 1848 gemietet und dann 1852 gekauft. Das damalige Haus auf dem Grundstück war zu klein für die königliche Familie und so wurde ein neues Schloss gebaut. Von dem alten Gebäude gibt es heute nur noch eine Erinnerungsplatte auf dem Rasen, wo ehemals der Eingang zu diesem Gebäude war. Victoria und Albert haben dieses Anwesen geliebt und sie hat insgesamt etwa 7 Jahre ihre Lebens hier in Abständen verbracht. Mehr als jede andere Englische Königin zuvor in Schottland.

Das Schloss ist im Inneren sehr privat gehalten - es gibt keine Staatsräume für öffentliche Veranstaltungen. Lediglich einen relativ kleinen Ballsaal. Dies ist auch der einzige Bereich zu dem die Besucher Zugang haben. Fotografieren ist im Ballsaal nicht erlaubt, draußen kann man alles nach Belieben ablichten. Die Privaträume sind alle im hellen Beige gehalten, ohne großen Pomp, denn das Schloss diente Queen Victoria als privates Sommerdomizil. Jagen, Fischen, Ausreiten und Gartenarbeit waren schon zu ihrer Zeit hier angesagt. Queen Elizabeth II nutzt es ebenfalls zur privaten Entspannung.

18.000 Hektar sind hier im Besitz der königlichen Familie. Neben dem Schloss und Garten gehören Wälder, Weiden und sogar sieben Berge zum Grundstück. Hier werden auch heute noch Schafe, Ponys und Highland Kühe gehalten. Es gibt eine eigene Feuerwehr, die aber auch für Einsätze im nahe gelegenen Ballater bereit steht. Forstwirtschaft und 10 Jäger gehören hier ebenfalls zur 52-Mann-und-Frau-Belegschaft. 25 bis 30 Teilzeitkräfte werden nach Bedarf zusätzlich mit eingesetzt.

Rund um das Schloss herum gibt es Treibhäuser und verschiedene Gärten. Neben Blumenbeeten wird hier auch Obst und Gemüse angebaut - alles auf organischer Basis. Hirsche werden nach einem festgelegten Bestandsplan (max. 2500) abgeschossen. Truthähne und Auerhühner werden traditionell hoch auf dem Ross mit Spürhunden gejagt - ein königliches Vergnügen, dass auch heute noch auf Balmoral ausgeübt wird - zum Bedauern vieler Tierschützer.

Besucher bekommen hier einen Audio-Guide. Leider schon wieder nur einer, den man ständig in der Hand halten muss - nichts für mich, denn ich brauche beide Hände zum Fotografieren. Allerdings kann man sich auch die Balmoral Castle App auf das Smartphone laden. Auf der App ist der gleiche Inhalt, wie auf dem Audio-Guide. Super, denn wir können uns dann auch später noch die Details zum Schloss anhören.

Kaum haben wir uns die App runter geladen, sehe ich, wie die Sonne durch die dunklen Wolken kommt. Wir rennen schnell zum Schloss rüber, damit ich Bilder von draußen machen kann. 5 Minuten später ist die Sonne weg. Eigentlich ist der Ballsaal der letzte Stopp auf der Audio-Tour, wir ziehen ihn vor, da wir eh gerade beim Schloss sind. All die anderen Stopps sind nämlich im Garten und Außenbereich des Schlosses. Der Ballsaal ist nichts weltbewegendes - sehr klein und schlicht gehalten. Ein paar Uniformen sind ausgestellt und ein alter Kinderwagen aus der Zeit von Queen Victoria. Muss man alles nicht gesehen haben.

Wir laufen zum River Dee runter. Hier liegen ein paar Steinplatten auf dem Boden, die mehrere Überflutungsmarken aufzeigen. 2015 ist das Wasser ganz schön nah ans Schloss gekommen! Und justamente in diesem Moment fängt es an zu regnen. Wir suchen Schutz unter ein paar Bäumen. Zum Glück ist es nur ein kurzer Schauer und wir können uns anschließend die Garden Cottage, das Glashaus mit vielen wunderschönen, bunten Blumen und die verschiedenen Gärten anschauen.

Zum Schluss gucken wir uns noch den leeren Pferdestall und ein paar Ausstellungsstücke an. Ich muss sagen, dass Balmoral deutlich weniger interessant als Windsor oder Dunrobin Castle ist. Muss man nicht wirklich gemacht haben und den Eintritt finde ich für so wenig auch etwas teuer. Aber Helen wollte sich das Schloss unbedingt mal anschauen, denn es wird ja häufig in den Medien im Zusammenhang mit Queen Elizabeth II erwähnt und da es eh auf unserer Strecke lag, ist das dann auch okay.

Auf dem Parkplatz machen wir anschließend unsere Cappuccino-Pause und programmieren unsere nächste Route ins GPS (das streikt allerdings etwas und ich bekomme schon wieder mehr graue Haare!). Anyway, statt weiter Richtung St. Andrews Golfplatz zu fahren, wie ursprünglich geplant, fahren wir jetzt auf dem direkten Wege nach England. Hannahs Hochzeit ist am Samstag und wir müssen noch so einiges erledigen. Ein Haarschnitt muss her, Klamotten und Accessoires müssen gekauft werden und dann brauchen wir auch noch eine Verpackungsidee für das Hochzeitsgeld. Die nächsten Tage könnten stressig werden!

Wir schaffen es an diesem Abend noch bis Perth. Dort stehen wir ganz ruhig in einem ehemaligen Steinbruch für die Nacht.

22.05.2019: Perth - Caerlaverock Castle, wechselnd am Morgen, sonniger Nachmittag, 12-19°C

Wie immer starten wir den Tag gemütlich mit einem gesunden Frühstück. Unsere Sightseeing-Time in Schottland ist also für ein paar Tage auf Eis gelegt. Über die verschiedenen Autobahnen fahren wir gen Süden - 161 Meilen (260km) am Stück - unsere längste Strecke bis dato. Mittags kommt die Sonne durch und je weiter südlich wir fahren, umso schöner wird das Wetter. Helen genießt das entspannte Fahren auf den Autobahnen, denn die Straßen sind endlich breit genug für Big Bertha und Gegenverkehr gibt es auf Autobahnen auch nicht - mit anderen Worten unser Außenspiegel ist sicher!

In Dumfries parken wir gegen 16.30 Uhr auf einem großen Parkplatz mitten in der kleinen Stadt. Wir hatten vorher schon auf MapsMe gesehen, dass es hier ein Marks & Spencer Kaufhaus gibt - Helens Lieblingsladen für edle Klamotten. Helen braucht zum neuen Kleid noch eine Jacke, Schuhe, etwas Schmuck und vielleicht einen Hut. Leider finden wir nichts passendes bei M &S und so laufen wir weiter. Viel Zeit bleibt uns heute aber nicht, denn die Läden schließen hier alle überraschend schon um 17.30 Uhr. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt! In Nord- und Südamerika sind sie 7 Tage die Woche bis mindestens 22 Uhr geöffnet.

Durch die Schaufenster sehen wir aber schon ein paar nette Schuhe und einen Hut. Es gibt mehrere Second Hand Shops und um die Ecke finden wir auch einen relativ günstigen Friseur. Wir markieren alles in MapsMe und bummeln anschließend am Fluss entlang. Das Wetter ist grandios - fast T-Shirt Wetter und wir beschließen spontan noch einmal zwei Attraktionen in dieser Region zu besichtigen.

Die Sweetheart Abbey ist eine alte Kirchruine, die aber leider im Moment von einem Baugerüst ummantelt ist. Wir lesen auf einem Schild, dass Einsturzgefahr vorhanden ist und man im Moment versucht, die Kirchenteile zu stabilisieren. Schade! Direkt nebenan parken mehrere Wohnmobile auf dem Kirchenparkplatz. Hier gibt es auch ein Toilettenhaus und ich nutze das noch einmal zum Entleeren unserer Kassette. Ein schöner und ruhiger Platz zum Stehen, aber wir wollen uns bei dem tollen Wetter noch schnell das Caerlaverock Castle anschauen.

Es liegt auf der anderen Seite des Flusses und wir müssen zunächst nach Dumfries zurück, um dann wieder gut 10km nach Süden zu fahren. Das Schloss liegt auf einer kleinen Insel und ist mit einem schmalen Wassergraben umgeben. Es ist ebenfalls eine halb zerfallene Ruine, hat aber enormen Charme durch seine Dreiecksform. Der Eintritt liegt normalerweise bei 6 Pfund, aber wir kommen erst nach 19 Uhr dort an und dann ist es kostenlos.

Man muss durch einen niedrigen Steinbogen am Eingang fahren, um auf den Parkplatz zu kommen. Ein Hinweisschild sagt: 10 ft - das entspricht knapp über 3 Meter Höhe. Ich steige vorsichtshalber aus und Helen fährt im Schneckentempo durch das Tor. Wir haben tatsächlich rechts uns links nur knapp einen Zentimeter Luft, kommen aber ohne Schrammen durch ... puhhh!

Außer uns ist nur ein netter Mann vor Ort, der ebenfalls Fotos von dem wunderschönen Schloss in der herrlichen Abendsonne macht. Ab und zu ist es sogar windstill und das Schloss spiegelt sich im Grabenwasser. Gut, dass wir das heute noch schnell mitgemacht haben, denn die nächsten Tage werden stressig und ob wir nach der Hochzeit noch Zeit dafür hätten?

Wir bleiben bis kurz vor Sonnenuntergang und ich mache beim Rausfahren ein Video von der Tordurchfahrt. Um die Ecke liegt ein Campingplatz, den wir auf dem Hinweg nicht gesehen hatten, da wir über die andere Straße zum Schloss gekommen sind. Der Campingplatz ist sehr schön gelegen und kostenlos. Nutzt man die Dumpstation, dann wird um eine Spende gebeten. 7 Wohnmobile sind schon geparkt, aber wir finden noch einen guten Platz zum Stehen.

23.05.2019: Caerlaverock Castle - Dumfries - Caerlaverock Castle, sonnig, 19°C

Morgens um 4 Uhr werden wir von lautem Vogelgezwitscher geweckt. Wir stehen hier nämlich direkt in einem Vogelschutzgebiet am Wasser. Es dauert eine Weile, bis wir wieder einschlafen.

Der Tag ist erneut wunderbar sonnig und wir fahren zurück nach Dumfries zum Shoppen. Erster Stopp ist der Friseur. Bekommen wir heute noch einen Termin? Ja, in 20 bis 25 Minuten ist was frei. Super! Wir nutzen die Zeit und klappern ein paar Läden im Schnelldurchlauf ab, um schon mal zu gucken, wo wir später was anprobieren wollen.

Der Friseursalon ist richtig nett. Überall hängen gemalte Bilder von Kindern an der Wand, es gibt Kinderspielzeug und Sitzgelegenheiten. Die beiden Frauen hier sind beliebt bei Familien. Nichts ist auf Schickimicki gestyled, alles ganz gemütlich eingerichtet, fast wie ein Wohnzimmer. Wir werden kläffend von einem Yorkshire Terrier begrüßt. Er gehört zu Liverpool Jenn - eine der beiden Friseusen. Es ist eine Hündin und sie heißt Tonks - nach Nymphodora Tonks aus den Harry Potter Büchern. Helen fragt nach, ob ihre Haare Lila gefärbt werden.

Jenn ist ganz begeistert, dass sie einen weiteren Harry Potter Fan in Helen gefunden hat und zwischen den beiden beginnt eine angeregte Diskussion. Ally schneidet zunächst Helen die Haare, dann bin ich dran. Meinen Wirbel am Hinterkopf bekommt sie nicht so richtig hin und Jenn kommt rüber, um sich das mal anzuschauen. Sie schnappt sich Allys Schere und schnippelt fleißig an meinen schon eigentlich fertigen Haarschnitt rum. Im Prinzip bekomme ich heute gleich zwei Haarschnitte auf einmal. Sie gibt mir auch noch eine kleine Dose mit Haarwachs mit, damit ich mir nicht eine Großpackung in der Drogerie kaufen muss - schließlich fliege ich ja bald mit Handgepäck nach Kanada. Super nett die beiden und für ganze 13 Pfund pro Person sind Helen und ich sehr zufrieden mit unseren Schnitten - so können wir uns hoffentlich auf der Hochzeit sehen lassen.

In den nächsten vier Stunden finden wir passende Schuhe und Jacken zu Helens Kleid, einen grünen Schal zu meinen grünen Schuhen, Strumpfhosen und Materialien für unser Hochzeitsgeschenk - alles ganz entspannt. Hat ausnahmsweise richtig Spaß gemacht, denn Shoppen ist eigentlich sonst so gar nicht unser Ding. Man darf es gar nicht laut sagen, aber mein Hochzeits-Outfit hat ganze 6 Pfund gekostet - 4 Pfund für das Kleid und 2 Pfund für den Schal. Schuhe hatte ich mir aus Südamerika mitgebracht. Helens Outfit war mit insgesamt 83 Pfund auch nicht gerade teuer. Es sind zum Glück alles Sachen, die wir auch jederzeit mal auf unseren Reisen tragen können.

Abends stellen wir uns nochmals auf den kostenlosen Campingplatz beim Schloss. Eigentlich hatten wir vor noch nach England zu Helens Neffen Stephen zu fahren, aber wir sind erschöpft und brauchen einen ruhigen Abend. Schließlich muss ja alles noch einmal in aller Ruhe anprobiert werden ... sollte was nicht passen oder fehlen, können wir morgen Vormittag noch mal los laufen.

Da wir bei Helens Familie im Wohnmobil bleiben werden, füllen wir unseren Wassertank komplett auf, machen alle Trinkwasserflaschen voll und ich werde morgen noch einmal die Toilette auskippen, denn bei Stephen können wir die Chemietoilette nicht entleeren.